Freitag, 26. Dezember 2014
Nationalstolz
Bin ich denn stolz auf die Nation
in der ich wirke, in der ich lebe?
Oder verdient sie Spott und Hohn
und dass ich sie aufgebe?
Bin ich denn stolz auf jene Bürger,
die sich gegen die Gewalt definieren?
Während sie andere Menschen diskriminieren,
oder sie sogar massakrieren.
Bin ich denn stolz auf die Nationalgenossen,
die sich schon öfter gegenseitig erschossen,
und mit einem falschen Lächeln den Frieden erklären,
aber heimlich Massenvernichtungswaffen gebären?
Ach wie eilig doch die Finger wandern.
Schäumend vor blinder Wut, voller ungeduld
zeigen sie letztlich doch auf die Ander'n.
Denn natürlich tragen sie an allem die Schuld.
Ist's andernorts denn besser?
Oder sind alle Menschen gleich?
Wir alle sind auch über'm Gewässer
ohne Grenzen im selben Reich.
Der eine ein Wolf dem Ander'n ist,
ein wildes Tier im Hungerwahn.
Und als ob man es nicht besser wüsst,
tötet man einander ohne Scham.
Was einst Vaters Väter mit Blut erstritten,
verblasst im Glanz von Popikonen.
Wofür Mütter ungewollte Schuld erlitten,
scheint vielen heut' nicht mehr zu lohnen.
Konsumpolitik diktiert die Nächstenliebe,
schreit dich pausenlos, jederorts an, mit flimmernden Botschaften:
"Denke an dich! Kaufe! Lebe deine Triebe!"
Dein Intellekt ist schließlich unnötig, um Profit zu erwirtschaften.
Moralische Werte werden durch den Aktienkurs bestimmt.
Wozu braucht man Charakter, ist er nicht profitabel?
Wozu braucht man ein Richtig, wozu ein Falsch?
Der eigene Vorteil dadurch nämlich nicht gewinnt.
Die Liebe ist auch nichts weiter mehr,
als eine raffinierte Marketingstrategie.
Im Innern bist du ausgehöhlt und leer,
und so kaufst du weiter, aber satt wirst du nie.
Die Weltanschauung bildet man sich nicht selber,
man findet sie mittlerweile auf jedem Sender,
oder im Internet, der Zeitung, dem Radio.
Mit etwas Glück sogar im Terminkalender.
Generationen degenerieren,
generieren Degenerationen.
Werden klüger, um zu verdummen.
Verdummen und vergessen.
So wundert es nicht, passiert ein Mord nebenan,
oder werden selbst Kinder im Leben terrorisiert,
solange man selber noch lachen kann.
Ist's doch nur das eigene Wohl, das interessiert.
So ist die Illusion eurer Freiheit, eurer Demokratie,
nichts weiter als Augenwischerei und Idiotie.
So tänzeln weiter alle Idiokraten auf euch herum.
Und ihr seid ihre Puppen, taub und stumm.
So seid ihr von allen Wesen doch die größten Narren.
Heuchelnde Maskenträger, geblendet von Doppelmoral,
hört nicht auf eure Leichen und eure Fehler zu verscharren
statt aus ihnen zu lernen, etwas zu verbessern, denn ihr habt die Wahl.
Ein jeder von euch ergibt sich stattdessen lieber weiter in diesem Tanz.
Mit euren Ellbogen wollt ihr das Glück in dieser Gesellschaft entdecken.
Ihr überführt Leistung und Tugend in rücksichtslose, pauschale Ignoranz.
Und streitet euch drum, den Dreck von den Stiefeln der Idiokraten zu lecken.
Und ich mich hier nur noch frage:
Bin ich denn stolz auf die Nation der Menschen?
Bist du denn stolz auf diese Nation?
Wollen wir sie gemeinsam feiern?
Für all die grässlichen Dinge,
die sie jeden Tag erreicht.
Ich sehe nicht den Fortschritt,
der sich einschleicht.
Bin ich denn stolz auf die Nation der Narren?
by
Lupus Terre
Kernbereiche
Gedicht,
Gesellschaft,
Kritik,
Mensch,
Misanthrop,
Philosophie
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen