Freitag, 30. April 2010

Geliebtes Leid

Geliebtes Leid,

schneide mir Wunden in meinen Leib. Reiße mir Löcher in die Seele. Sauge mich aus bis nichts bleibt als die Hülle meines Seins. Zerre mich in die Tiefen deines Zorns. Verbrenne mich in den Vulkanen deiner Liebe. Und beschlage mein weinendes Herz mit schwarzen Nägeln.
Lässt du mich leiden, lässt du mich leben.
Lässt du mich leiden, lässt du mich fühlen.
Dein Leid ist Balsam für meine ewigen Wunden. Dein Leid ist das Salz aus denen meine Narben bestehen.
Geboren bin ich nur für dich. Leben tue ich nur für dich. Und mein Tod wird dein Meisterwerk.

Geliebtes Leid, gelobter Schmerz,

Tretet mich mit Füßen. Behandelt mich wie Dreck. Steinigt meine Seele und vergiftet mein Blut.
Nur zum Unglück bin ich geboren. Womit verdient, das weiß ich nicht. Auserwählt wurde ich, um euch zu lieben. Um mich an eurer Pein zu erfreuen.
Zum Feind des Glücks habt ihr mich gemacht, denn dieses ist nur eine Illusion. Die Wahrheit ist eure blutige Pracht, euer gequältes Geschrei die Herrlichkeit.
Das Glück nie erfahren. Und wenn, wurde es mir schnell entrissen, mit ihm mein Herz, worin das Glück ich verankert hatte. Geblieben ist ein schwarzes Loch, welches mich von Innen heraus zerfrisst. Der Druck des Leides säht Explosionen aus Schmerz über mich. Und schmale schwarze Parasiten bohren sich in meinen Leib. Und schwarze Stalaktiten zerfetzen meine Seele. Eine Supernova des Leides. Eine Symphonie des Schmerzes. Niedergeschmettert auf mich, dem Blut getränkten Papier.

Ein Donnern. Ein Blitzen. Stiche eines stumpfen Schwertes durch meinen Verstand. Dem Wahnsinn hingegeben lebt eine Kakonie aus Geschrei in mir. Keine Katharsis erlöst mich von dem zu liebenden Leid. Nur der Tod bleibt der letzte Freund auf diesem Weg aus weißer Glut. Der Tod, der letzte Freund, der seine gierigen Krallen nach dir ausstreckt, um das letzte, allerletzte Bisschen Leben und den letzten Funken Hoffnung an sich zu reißen.

So gebe ich mich der Ästhetik des Verderbens hin, und werde wiedergeboren, als ein Dämon des Unglücks, als jener, der ich war, der ich bin und der ich sein werde. Das Unglück, das geliebte Leid, mein eigenes Werk naiver Kreativität. Meine Saat ist meine Qual. Meine Qual schenkt mir die Saat.

Komm mit mir, geliebtes Leid, und reißen wir alle Existenten in die existenzlose peinigende Kälte der Dunkelheit. Auf das unser Werk, ewig seine blutigen Sprößlinge austragen wird...


by Lupus Terre
(DLNT)

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