Samstag, 28. September 2013
Gedankenströme I
Ich grüble sehr oft über allerhand Dinge, die den einen vielleicht belanglos und nebensächlich erscheinen, mich jedoch oft über Tage gedanklich beschäftigt halten und sogar mein gesamtes Leben prägen. Eines dieser Dinge ist diese Welt in der wir leben. Nicht der Planet Erde, nicht das Sonnensystem, nicht die Galaxie, auch nicht das Universum, sondern die gesamte Existenz, in der wir Menschen sind und wirken. Möglicherweise ist dies sogar das Thema Nummer Eins, über das ich mir den Kopf zerbreche, seit ich mir meinen Kopf zerbrechen kann. Und damals wie heute scheint es, dass all die Stunden, Tage und Wochen des Grübelns nicht enden wollen, da es Dinge gibt, die ich immer wieder aufgreifen muss und von vorn durchdenken muss. Vielleicht liegt das an meinem Unverständnis über diese dem Untergang geweihte Menschheit und deren Treiben. Womöglich weil ich selbst auch nur einer dieser Menschen bin und naive Hoffnungen habe, die mich vorantreiben und die dafür sorgen, dass ich mir überhaupt meine Nerven damit zerschlage über Dinge nachzudenken, über die kaum ein Zweiter nachdenkt. Es ist nicht unbedingt selten, dass ich dann irgendwann an den Punkt gelange, wo ich vor der Frage stehe, ob die ganze Denkerei überhaupt sinnvoll ist, ob nicht diese Existenz fehlerhaft ist, sondern ich in meinem Sein und Denken. Vielleicht betrachte ich die Dinge immer und immer wieder falsch, vielleicht bilde ich mir auch alles nur ein und vielleicht sollte ich ja ganz aufhören zu Denken. Aber meine Gedanken sind die Welt, und die Welt ist in meinen Gedanken. Ich kann sie mit meinen Sinnen erfassen. Ich kann sie sehen, ich kann sie riechen, ich kann sie fühlen und ich kann sie hören. Auch andere können das. Und wenn ich all diese Sinneseindrücke auswerte entstehen jene Gedankengänge, durch die ich mein Wesen leite. Der Austausch mit anderen Menschen, die - wie ich merken konnte - gewisse Ähnlichkeiten mit mir aufwiesen zeigt mir: ich bin nicht gänzlich allein mit den aus solchen Gedanken resultierenden Ansichten, wenn sich auch viele meiner Ansichten - wie wohl bei allen Menschen - durch erneutes Nachdenken, durch andere Sinneseindrücke und Situationen verändern können, so bleiben manche Ansichten die selben. Also liege ich vielleicht doch nicht falsch? Vielleicht ist es doch nicht völlig zwecklos meine Zeit mit all der Denkerei zu verbringen? Vielleicht bringt es ja letztlich doch etwas, wenn ich Gedanken zu Taten transformiere, um naiven Hoffnungen eines verträumten kindischen Idealisten nachzugehen und dadurch nur noch mehr jene Hoffnung anfache?
Vielleicht aber sind auch die anderen solche Idioten, wie ich es vielleicht bin. Und wir machen etwas falsch - der Eindruck wird durch unsere Zahl, die gemessen an der Menschheit verschwindend gering zu sein scheint, bestärkt. Doch dann frage ich mich: was tue ich hier überhaupt?
Oder spezieller noch: was sollte ich hier tun?
Und schon stehe ich wieder vor den grundlegendsten Fragen der Existenz: Warum bin ich? Was soll ich hier? Was soll der ganze Mist? Warum ist das so?
Unlängst habe ich beschlossen nicht ohne spezielles Verlangen meinen Kopf über diese Fragen (mal wieder) zu zerbrechen und habe mich mit meinem Ergebnis zufrieden gegeben, dass die Antwort auf diese Fragen nur ich selbst, bzw. das Wesen 'Mensch' sein kann.
Wiedermal zeigt sich: Meine Gedanken sind die Welt, und die Welt ist in meinen Gedanken. Ohne mich in endlosen Zügen der Metaphilosophie über die Existenz verfangen zu wollen bleibt mir ja nur eine Option: Irgendwie muss ich das alles ja bewältigen und verarbeiten. Selbst wenn das alles lediglich eine Farce meines Gehirnes sein mag bin ich nunmal hier, bin aktiv, und muss unweigerlich immerzu denken und denken.
Wer meinem Gedankenstrom bis hierhin folgen konnte, wird vielleicht verstehen, dass man durch das alles irgendwann unweigerlich erschöpft und müde wird. Man hat es irgendwann satt immer wieder vor den selben Fragen zu stehen, die man schon früher nicht zufriedenstellend beantworten konnte. Man hat keine Lust mehr jeden Tag aufs neue wieder den selben Trott zu durchleben, ohne ein wirkliches vorankommen. Ich weiß gar nicht, ob anderen Menschen eigentlich bewusst ist, wie bedeutungslos ihr Leben ist. Und hierbei will ich die Frage nach dem Sinn des Lebens wieder mal ganz außen vor lassen, da das eine der Fragen ist, die noch nie zufriedenstellend beantwortet wurde. Obgleich ich mich mit meiner Philosophie abfinden kann, dass es der Sinn des Lebens ist seinem Leben einen Sinn zu geben, aber welchen Sinn hat das schon? Genau: erstmal gar keinen, aber genau darum geht es doch im Grunde, oder etwa nicht? Ist das nicht der Grund, warum ich und andere wie verblödete Aasgeier versuchen ein saftiges Fleischbällchen voll der erhofften Antworten zu finden, dafür allerdings immer wieder an ein und der selben Stelle in den Sand picken, weil wir nicht die Möglichkeit haben es anders zu machen? Aber ich schweife ab.
Aus der Bedeutungslosigkeit des menschlichen Lebens, wo kein Schritt, den man macht, einen zu einem wirklichen Ziel bringt (und damit meine ich nicht ein Ziel, das wir uns mal eben selbst gesetzt haben, um uns den körperlichen Verfall und der unaufhaltsamen Entropie des Universums, dessen wir unterliegen, erträglicher zu machen, während wir auf unser feststehendes Ende dahinvegetieren), versuchen wir Menschen uns zu befreien, indem wir Fragen stellen, indem wir nachdenken und dadurch versuchen Antworten zu finden, die uns dann mal einen wahrhaftigen echten Schritt weiter bringen.
Bisher scheint dies jedoch wohl noch nie jemandem gelungen zu sein.
Diese Welt dreht sich weiterhin im Kreise, ohne Sinn, ohne Verstand, einfach so. Und wir Menschen werden weiterhin geboren, leben ein sinnloses bedeutungsloses Leben, und sterben irgendwann. Alles, was wir gesagt, oder getan haben so bedeutungslos und flüchtig wie Wüstensand im Wind. Nichts ist in unserer Existenz von Bestand. Nichts. Und während ich mich darüber aufrege, wie Menschen sich sinnlos ihren primitiven Trieben hingeben, und bestrebe besser zu sein als ein dummes primitives Tier, dreht sich die Welt weiter, und irgendwelche haarlose Affen werfen die nächste Bombe auf ihren Nachbarn. Ohne Sinn, ohne Verstand. Denn alles ist so bedeutungslos. In dieser Existenz ist ein katastrophales Unglück auf unserem Planeten Erde genauso interessant, wie meine endlose Schreiberei hier, oder die nächste Einkaufsliste einer hochschwangeren Mittvierzigerin aus dem Ort Uppsala in Schweden. Nämlich gar nicht.
Es explodieren weiterhin irgendwo im Universum Sterne, wir Menschen werden weiterhin Fressen und Scheißen und uns Fortpflanzen, und diese Erde wird sich weiterhin drehen, oder auch irgendwann nicht mehr, wenn beispielsweise die Sonne in einer Supernova aufgeht. So oder so: Nichts, was wir tun, oder was wir sind, scheint von Bedeutung zu sein. Ebenso wie letztlich meine Gedanken. Also was will ich hier eigentlich Dir, der Du Dir das hier ernsthaft durchliest, sagen? Vielleicht genau gar nichts, weil ich hier nur einen Strom von Gedanken auf digitales Papier bringe, vielleicht aber auch nicht und es steckt doch was anderes dahinter: ich bin müde.
Ich habe so viele schreckliche Dinge in diesem Leben aktiv und passiv miterlebt, nicht weniges war sehr persönlich, sodass der Nährboden unter meinen Emotionen weggebrannt ist und ich dadurch ausgebrannt bin. So fühlt es sich jedenfalls oft an in den letzten Wochen und Monaten. Zwar habe ich tatsächlich noch diverse Gefühlsregungen, doch weiß ich nicht, ob ich sie haben will. Sie sind mir nicht neu, sie sind ebenso bedeutungslos wie alles andere. Manchmal frage ich mich (oh ja, schon wieder etwas, das ich mich frage...) ob ich überhaupt noch fühlen soll, oder ob ich es einfach sein lassen soll. Man könnte meinen dies sei einfach gesagt aber nicht einfach getan, doch nach all den Dingen, die ich in meinem bisher vergleichsweise kurzen Leben erlebt habe, da ist es wohl nicht verwunderlich, dass man das bisschen an Emotionen, das man noch hat, auch über Wochen abstellen kann und dadurch kalt und herzlos wird. Und dann macht man weiter, konzentriert sich aufs Wesentliche, das in einem Leben ansteht. Und wofür?
Nur damit dann doch wieder etwas passiert, worüber ich mir stundenlang das Hirn wegkratze und mich deswegen vielleicht zeitweise wieder schlechter fühle? Als gäbe es keine größeren Sorgen, als stünde nicht mehr auf dem Spiel, als würde nichts mehr bedrohlich über einem schweben, was nur darauf wartet wie eine Guillotine niederzuschellen und das Denkorgan abzutrennen.
All die Gedanken und Gefühle, die ich habe, all die Freundschaften, Bekanntschaften, die ich habe, all das Denken, Tun und Wirken aller Menschen auf dieser Welt, es ist doch letztlich alles gleichermaßen bedeutungsvoll. Wenn ich merke, wie mich doch irgendwelche Kleinigkeiten, beispielsweise durch eine Situation aus einem Freundeskreis, nieder ziehen, und wieder merke, wie unglaublich bedeutungslos das doch ist, will ich mich deswegen nicht wieder wie auf eine altbekannte Weise fühlen. Ich habe einfach keine Lust mehr darauf, ich bin es Leid, ich bin müde. Es kann doch nicht sein, dass dieser Winz eine größere Bedeutung einnimmt, als die vergleichsweisen großen Dinge, bei denen ich mir meinen Kopf zerschlage! Ist (in Bezug zum Beispiel) jenen Menschen nicht klar, dass es gravierenderes im Leben gibt, so unbedeutend auch das sein mag, als ... als das?!
Das kann doch nicht alles sein!
Und doch zeigt die Existenz nichts anderes. Während ich manchmal verlangend herausschreie, dass es doch etwas größeres geben muss, was da wartet, etwas bedeutungsvolleres, als all das Bedeutungslose, weiß ich doch insgeheim, dass es doch nicht anders kommen wird. So sehr ich mich auch für größeres bestimmt sehen will, ist das de facto genauso belanglos, wie alles andere in dieser Existenz. Nur in meinen Gedanken will ich es anders sehen. Und meine Gedanken sind die Welt, und die Welt ist in meinen Gedanken.
Wie es ist, so war es auch, wie es vorher wird.
Alles wird zu Nichts. Nichts zu Allem. Wir drehen uns im Kreise einer Illusion unserer Gedanken, leben nur in ihnen, spüren Realitätsverzerrungen, und doch geben sie uns Grund uns unbewusst in die Bedeutungslosigkeit der Existenz einzugliedern. Wer weiß schon, oder wird schon wissen, wie es tatsächlich ist..? Lasst uns weiter im Kreise tanzen.......
Meine Gedanken sind die Welt, und die Welt ist in meinen Gedanken.
by
Lupus Terre
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