Ist
der Mensch wirklich Mensch?
ein Essay von
Lupus Terre
verfasst am 22.11.2009
Ist der Mensch
wirklich ein Mensch? Ist er wirklich das, was er behauptet zu sein?
Ist er besser als ein Tier, weil er ein Mensch ist?
Der Mensch, das
vernunftbegabte Tier, das sich die Vernunft, den Verstand und die
Moral aneignet und sich somit das Recht gibt etwas Gutes, etwas
Besseres zu sein. Der Mensch ist ein Mensch, weil er fähig ist sich
über die Natur hinwegzusetzen und nicht von Trieben kontrolliert
wird, wie die Tiere. Eigentlich....
Biologisch ist der
Mensch nichts anderes als ein Tier.
Religiös ist der
Mensch ein von einem supermächtigem Gott kreiertes Meisterwerk.
Vom Menschen selbst
ist der Mensch einfach nur gut.
Doch was ist er nun
in der Tat? Ein Tier, ein Wesen von einer Gottheit, oder einfach nur
etwas Gutes und Besseres als alles andere?
Fassen wir zusammen,
was der Mensch kann, was er tut und schließen wir darauf, was er
letztlich ist.
Wir betrachten den
Menschen und sehen, er hat Potenzial. Er ist intelligent, vernünftig
und kann feststellen, was gut für ihn und seine Umwelt ist.
Betrachten wir nun
seine Taten, sein Handeln. Tut er wirklich das, wozu er fähig ist?
Es ist doch eine logische Konsequenz, dass der Mensch tun muss, wozu
er in der Lage ist. Denn es bringt ihm und anderen doch so viele
Vorteile, oder?
Ja, wir sehen welch
herrliche Errungenschaften er durch seine Intelligenz erreichte. Er
hat es nicht nur geschafft seine Umwelt durch seine Maschinen
auszubeuten, nein er hat auch Dinge wie die Atombomben gebaut. Doch
wozu diese da sind, ist unklar, schließlich lebt der Mensch doch
friedlich, denn er ist ja so intelligent und vernünftig.
Auch seine
Nächstenliebe ist überaus grandios. Sie zeigt sich z.B. darin, dass
er andere Menschen ihrer Existenzen beraubt. Und das alles ist ja
auch gut, denn der Mensch ist ja gut.
Aber mal im Ernst:
Der Mensch definiert sich selbst so. Er findet sich selber toll, denn
er hat ja das Potenzial zu moralischen, vernünftigen Handeln.
Doch das bloße
Potenzial etwas sein zu können bedeutet nicht, dass man es auch ist.
Warum handelt der
Mensch schädlich, wenn er doch Moral usw. hat? Es ist unverständlich
weshalb sich eine so hoch entwickelte Spezies sich zu solch
niederträchtigen Taten verleiten lässt. Die Menschheitsgeschichte
ist geprägt von Massakern, Kriegen, Intrigen und Machtkämpfen. In
all den Jahrtausenden hat sich der Mensch in dieser Hinsicht kaum
verändert. Wo früher Schlachten mit Schwert und Pfeil ausgetragen
wurden, werden heute durch die moderne Kriegsführung
Präzisionsschläge verübt. Immer noch geht es um Macht. Anstatt
vernünftig als geeinte Spezies zu vegetieren fallen
wir in primitive Kämpfe von Alpha-Männchen zurück. Wo bleibt da
unsere so hoch geschätzte Intelligenz, unser Verstand und vor allem
unsere Vernunft?
Aber dies ist nicht
der einzige Grund dafür, dass der Mensch mehr ein Tier ist, als das,
was er behauptet zu sein.
Beispielsweise
fundieren die Werte bzw. Wertvorstellungen des Menschen ebenfalls auf
Primitivität, auf tierisches Verhalten.
Nächstenliebe, ein
Wert, der auf ein einfaches Rudelverhalten zurückweist. Würden alle
in Hass auseinander gehen, sich gegenseitig zerfleischen (was sie ja
sowieso bereits tun), würde der Fortbestand der Spezies sehr
unwahrscheinlich sein. Dieser „Wert“ ist ein Mittel der Natur den
Menschen bzw. das Tier namens Mensch zum Überleben zu bewegen.
Liebe, ein Wert, der durch Hormone verursacht wird. Ein Mittel, um
den Menschen zur Fortpflanzung zu bewegen, was den Erhalt der Spezies
sichert. Auch der damit verbundene Wert der Schönheit bzw. der
Ästhetik ist rein auf die Natur, auf menschliche Triebe zurück zu
führen. Schönheit ist ein Anzeichen für Gesundheit, gute Gene, was
einen guten Fortpflanzungspartner auszeichnet.
Der Mensch ist ein
von Trieben kontrolliertes Geschöpf. Genauso, wie die Tiere. Ein
weiteres Beispiel ist der Selbsterhaltungstrieb. Warum stürzen sich
nicht einfach alle in den Tod?
Man könnte diese
Kette endlos weiterführen, was immer mehr verdeutlichen würde, dass
der Mensch dem Tier gleich ist.
Kann man jemanden,
der seiner eigenen Spezies schadet gut nennen? Mörder sind ebenso
Menschen.
Kann man jemanden,
der die menschlichen Fortpflanzungstriebe reizt, intelligent nennen?
Models, Symbole der Schönheit, sind Menschen.
Kann man jemanden,
der die für ihn überlebensnotwendige Umgebung zerstört nur um sich
selbst zu bereichern, vernünftig nennen? Industriegiganten sind
Menschen.
Kann man jemanden,
der andere psychisch und physisch unter Stress setzt, moralisch
handelnd nennen? Bürger sind Menschen.
Dies alles mit
Gottheiten zu begründen, welche allmächtig sind und den Menschen
als etwas Gutes, als das Ebenbild der Gottheiten geschaffen haben,
ist purer Narzissmus, fundiert durch die Natur, denn würde der
Mensch überleben wollen, wenn er sieht, wie grausam er ist? Selbst
einen Krieg des Menschen gegen den Menschen wird durch irgendeine
imaginäre übermächtige Gestalt begründet. Und dadurch der andere
Mensch noch für dumm verkauft, um dadurch Kontrolle über ihn zu
haben, Macht, wie die Macht eines Alpha-Tieres über sein Rudel.
Man kann sich dies
noch beliebig lange ausmalen, um immer wieder zu dem Schluss zu
kommen:
Der Mensch ist
triebgesteuert, behauptet zu sein, was er nicht ist. Ein Heuchler
seiner selbst.
Der Mensch ist kein
Mensch. Er ist ebenso ein Produkt der Natur. Er ist ein Tier und
sogar schlimmer als das.