Montag, 10. Juni 2013

Ist der Mensch wirklich Mensch?


Ist der Mensch wirklich Mensch?


ein Essay von

Lupus Terre
verfasst am 22.11.2009


Ist der Mensch wirklich ein Mensch? Ist er wirklich das, was er behauptet zu sein? Ist er besser als ein Tier, weil er ein Mensch ist?
Der Mensch, das vernunftbegabte Tier, das sich die Vernunft, den Verstand und die Moral aneignet und sich somit das Recht gibt etwas Gutes, etwas Besseres zu sein. Der Mensch ist ein Mensch, weil er fähig ist sich über die Natur hinwegzusetzen und nicht von Trieben kontrolliert wird, wie die Tiere. Eigentlich....
Biologisch ist der Mensch nichts anderes als ein Tier.
Religiös ist der Mensch ein von einem supermächtigem Gott kreiertes Meisterwerk.
Vom Menschen selbst ist der Mensch einfach nur gut.
Doch was ist er nun in der Tat? Ein Tier, ein Wesen von einer Gottheit, oder einfach nur etwas Gutes und Besseres als alles andere?

Fassen wir zusammen, was der Mensch kann, was er tut und schließen wir darauf, was er letztlich ist.
Wir betrachten den Menschen und sehen, er hat Potenzial. Er ist intelligent, vernünftig und kann feststellen, was gut für ihn und seine Umwelt ist.
Betrachten wir nun seine Taten, sein Handeln. Tut er wirklich das, wozu er fähig ist? Es ist doch eine logische Konsequenz, dass der Mensch tun muss, wozu er in der Lage ist. Denn es bringt ihm und anderen doch so viele Vorteile, oder?
Ja, wir sehen welch herrliche Errungenschaften er durch seine Intelligenz erreichte. Er hat es nicht nur geschafft seine Umwelt durch seine Maschinen auszubeuten, nein er hat auch Dinge wie die Atombomben gebaut. Doch wozu diese da sind, ist unklar, schließlich lebt der Mensch doch friedlich, denn er ist ja so intelligent und vernünftig.
Auch seine Nächstenliebe ist überaus grandios. Sie zeigt sich z.B. darin, dass er andere Menschen ihrer Existenzen beraubt. Und das alles ist ja auch gut, denn der Mensch ist ja gut.
Aber mal im Ernst: Der Mensch definiert sich selbst so. Er findet sich selber toll, denn er hat ja das Potenzial zu moralischen, vernünftigen Handeln.
Doch das bloße Potenzial etwas sein zu können bedeutet nicht, dass man es auch ist.
Warum handelt der Mensch schädlich, wenn er doch Moral usw. hat? Es ist unverständlich weshalb sich eine so hoch entwickelte Spezies sich zu solch niederträchtigen Taten verleiten lässt. Die Menschheitsgeschichte ist geprägt von Massakern, Kriegen, Intrigen und Machtkämpfen. In all den Jahrtausenden hat sich der Mensch in dieser Hinsicht kaum verändert. Wo früher Schlachten mit Schwert und Pfeil ausgetragen wurden, werden heute durch die moderne Kriegsführung Präzisionsschläge verübt. Immer noch geht es um Macht. Anstatt vernünftig als geeinte Spezies zu vegetieren fallen wir in primitive Kämpfe von Alpha-Männchen zurück. Wo bleibt da unsere so hoch geschätzte Intelligenz, unser Verstand und vor allem unsere Vernunft?
Aber dies ist nicht der einzige Grund dafür, dass der Mensch mehr ein Tier ist, als das, was er behauptet zu sein.
Beispielsweise fundieren die Werte bzw. Wertvorstellungen des Menschen ebenfalls auf Primitivität, auf tierisches Verhalten.
Nächstenliebe, ein Wert, der auf ein einfaches Rudelverhalten zurückweist. Würden alle in Hass auseinander gehen, sich gegenseitig zerfleischen (was sie ja sowieso bereits tun), würde der Fortbestand der Spezies sehr unwahrscheinlich sein. Dieser „Wert“ ist ein Mittel der Natur den Menschen bzw. das Tier namens Mensch zum Überleben zu bewegen. Liebe, ein Wert, der durch Hormone verursacht wird. Ein Mittel, um den Menschen zur Fortpflanzung zu bewegen, was den Erhalt der Spezies sichert. Auch der damit verbundene Wert der Schönheit bzw. der Ästhetik ist rein auf die Natur, auf menschliche Triebe zurück zu führen. Schönheit ist ein Anzeichen für Gesundheit, gute Gene, was einen guten Fortpflanzungspartner auszeichnet.
Der Mensch ist ein von Trieben kontrolliertes Geschöpf. Genauso, wie die Tiere. Ein weiteres Beispiel ist der Selbsterhaltungstrieb. Warum stürzen sich nicht einfach alle in den Tod?
Man könnte diese Kette endlos weiterführen, was immer mehr verdeutlichen würde, dass der Mensch dem Tier gleich ist.
Kann man jemanden, der seiner eigenen Spezies schadet gut nennen? Mörder sind ebenso Menschen.
Kann man jemanden, der die menschlichen Fortpflanzungstriebe reizt, intelligent nennen? Models, Symbole der Schönheit, sind Menschen.
Kann man jemanden, der die für ihn überlebensnotwendige Umgebung zerstört nur um sich selbst zu bereichern, vernünftig nennen? Industriegiganten sind Menschen.
Kann man jemanden, der andere psychisch und physisch unter Stress setzt, moralisch handelnd nennen? Bürger sind Menschen.
Dies alles mit Gottheiten zu begründen, welche allmächtig sind und den Menschen als etwas Gutes, als das Ebenbild der Gottheiten geschaffen haben, ist purer Narzissmus, fundiert durch die Natur, denn würde der Mensch überleben wollen, wenn er sieht, wie grausam er ist? Selbst einen Krieg des Menschen gegen den Menschen wird durch irgendeine imaginäre übermächtige Gestalt begründet. Und dadurch der andere Mensch noch für dumm verkauft, um dadurch Kontrolle über ihn zu haben, Macht, wie die Macht eines Alpha-Tieres über sein Rudel.

Man kann sich dies noch beliebig lange ausmalen, um immer wieder zu dem Schluss zu kommen:
Der Mensch ist triebgesteuert, behauptet zu sein, was er nicht ist. Ein Heuchler seiner selbst.
Der Mensch ist kein Mensch. Er ist ebenso ein Produkt der Natur. Er ist ein Tier und sogar schlimmer als das.